150 Jahre Hagenbeck - 150 Jahre Herrenmenschentum

Tiere eingesperrt - Menschen ausgestellt - keine Illusionen
 
 
ZOOS - ORTE DER UNFREIHEIT, DES WAHNSINNS UND DES LEIDS

 
 

Die Hagenbecks
Ein Familienimperium in der Tradition von Verschleppung und Versklavung

Lange Zeit blieb das Begaffen von Wildtieren ein Previleg reicher, mächtiger Menschen, wie etwa in der „Menagerie von Versailles" von Ludwig XIV.(17./18. Jhdt.). Die Masse der Menschen suchte damals Unterhaltung in den „Irrenhäusern", z.B. war es in London eines der großen Sonntagsvergnügen, dem „Irrenhaus" von Beddlam einen Besuch abzustatten. Für einen Penny konnte man im 16. Jahrhundert das Quartier der „Geisteskranken" besichtigen, sich mit ihnen unterhalten, sie ärgern, sich über sie lustig machen. 1848 stellte der Fischhändler G.C.Carl Hagenbeck sechs Seehunde in St.Pauli aus, die von Fischern gefangen worden waren. Das war der Beginn der Dynastie Hagenbeck.
Aus der „zahmen Dressur" am Neuen Pferdemarkt entstand ein riesiger Tier- und Menschenhandel. Für seine „Völkerschauen" ließ Carl Hagenbeck Menschengruppen aus der ganzen Welt verschleppen. InderInnen, Native Americans, LapländerInnen, AfrikanerInnen u.a. wurden von ihm verliehen und ausgestellt, wie z.B. 1878, als er Kaiser Wilhelm I. die ersten „Grönland-Eskimos" vorführen ließ.
Später schrieb er rückblickend in seinem Buch, daß er die nur 1,30 bis 1,60 m großen LappländerInnen oder Same, wie sie sich selber nannten, mit ihrer Hautfarbe „aus einem schmutzigen Gelb und dem runden Schädel" nicht besonders hübsch fand. In seinem 1909 verlegten Werk schloß er das Kapitel Völkerschauen in kolonialistischer Manier: „Sie haben ohne ihr Wollen Belehrung eingeheimst und Kultur in die Wildnis hinausgenommen." Aber auch das Publikum war wenig geneigt, sich durch diese Veranstaltungen bilden zu lassen. Man begegnete den Fremden überheblich und voller Vorurteile. So berichtete etwa die Neue Hannoversche Zeitung anläßlich einer Irokesen-Schau: „Namentlich ihr Gesang scheint mit großer Naturwahrheit die Entwicklungsperiode zu charakterisieren, wo der Mensch mit den Thieren des Urwaldes um die Wette heult - hua, hua! Es ist zu hoffen, daß die Rothäute, wenn sie wieder in ihre Wigwams zurückkehren, wenigstens eine kleine Idee von Zukunftsmusik von hier mitnehmen."
Der Tierhandel diente damals nur nebenbei für den eigenen Wanderzirkus. Allein zwischen 1866 und 1886 wurden Hunderttausende Wildtiere versklavt (darunter u.a. 1000 Löwen, 300 Elefanten, Zehntausende von Affen, 700 Leoparden, 1000 Bären), um dann an Fürsten, reiche Jagdpächter und Zoos in verschiedenste Länder verkauft zu werden. Die so erzielten Gewinne waren gigantisch: 1881 verlangte Hagenbeck für indische Elefanten 10.000 und für einen Königstiger 6.000 Mark (zum Vergleich: der höchste Jahresverdienst eines Arbeiters betrug knapp 600 Mark). Das gesamte Ausmaß ist nicht zu ermessen, sicher ist jedoch, daß dieser Handel Zehntausenden Tieren das Leben kostete!
1907 eröffnete Carl Hagenbeck, als einer der ersten, einen „modernen Zoo" in Stellingen.
 

 

Der lange Weg in den Zoo

Millionen von Tieren werden im Auftrag von Zoos, Zirkussen, Zoofachgeschäften und der Tierversuchsindustrie gefangen. Sie werden gehetzt, gejagt, überlistet. Viele Tiere verletzen sich oder sterben bei dem Versuch, dieser Bedrohung zu entkommen.
Aus ihren Familien, ihren sozialen Bindungen und ihrem Lebensraum entrissen kommen sie auf halber Strecke in sog. „Umerziehungslager", um sie an das Eingesperrtsein zu gewöhnen. Denjenigen, die die Strapazen bis hierhin überlebt haben, bleibt neben dem Trauma der Gefangennahme nun auch das der Gefangenschaft. Die Mehrzahl aller Tiere erreicht jedoch ihren Bestimmungsort nicht lebend.
Die katastrophalen Transportbedingungen in Schiffen und Flugzeugen bedeuten für viele Tiere den Tod durch Ersticken, Verdursten, Angst, Enge der Kisten usw., z.B. sterben 7 von 8 Affen und 49 von 50 Vögeln beim Luft-Transport in die USA. Beim Seeweg sind die Überlebenschancen der Tiere ungleich geringer.
Die Verbrennungsöfen der Importgesellschaften legen hiervon ein schreckliches Zeugnis ab.

...und hinter tausend Stäben keine Welt!

Wenige Quadratmeter Platz in Gehegen oder Räumen oder einige Kubikmeter Wasser in einem Becken - anstatt der Weite der Ozeane, des Dschungels oder der Prärie.
Betonböden, Ketten, Metalltüren, Glaswände oder Gitter - an Stelle von Waldböden, Eisschollen, Felsen oder Bäumen. Den Tieren fehlt es an allem.
Tiere verändern aufgrund der unnatürlichen Bedingungen im Zoo ihre instinktiven und anerlernten Verhaltensweisen.
Affen beispielsweise bilden in Freiheit friedfertige soziale Gemeinschaften, in denen die freundlichsten Tiere die Spitze der Hierarchie und die aggresivsten den untersten Platz in der Rangordnung einnehmen. Der Entzug der Freiheit und die Überbevölkerung auf engstem Raum führen dazu, daß die Tiere gewalttätig werden und nun die Rangordnung von den Aggressivsten bestimmt wird. Es kommt zu Gewaltausbrüchen gegen rangniedrigere, meist weibliche Tiere. Häufig enden diese Attacken tödlich. So starben im Londoner Zoo 1920 30 von 33 Affenweibchen bei einem derartigen Ausbruch.
Auch das Sexualverhalten verändert sich. Die Monotonie und Tristheit in den Käfigen und Gehegen führt zur Hypersexualität. Während die Onanie an allen erreichbaren, z.T. die Tiere verletzenden Gegenständen eine vergleichsweise harmlose Erscheinung darstellt, wurden Hirsche und Elche beobachtet, die weibliche Tiere mit äußerster Brutalität wiederholt besprangen und danach töteten.
In Freiheit ist dieses Verhalten undenkbar. Die instinktive Verweigerungshaltung der weiblichen Tiere zum Schutz der Fortpflanzung wird selbstverständlich von den männlichen Tieren respektiert. Im Gegenteil: Ihr Verhalten ist von Rücksichtnahme und Fürsorge geprägt.
 
 

Auch die Mutterinstinkte werden durch die Situation der Gefangenschaft außer Kraft gesetzt. Dazu Zoodirektor Bronzini aus Rom: "Unsere Eisbären haben sich nie vermehrt. Genau gesagt: Sie bekommen zwar jedes Jahr Junge, aber sie nehmen sie nicht an oder fressen sie sogar auf. ...In der Natur zieht sich die Bärin 1-1½  Monate vor der Geburt in eine Grotte zurück."
Der Kannibalismus von Muttertieren ist in den Zoos keine Seltenheit, sie ist Normalität. Manchmal entkommt das Junge dem Wahnsinn der Mutter und fällt dann dem des Vaters zum Opfer, der es als Rivalen betrachtet. So berichtet die Direktorin des Berner Zoos von einem Steinbock, der sein soeben geborenes Kind mit den Hörnern angriff.
Den Tieren fehlt es im Zoo auch an Abstand. Sie müssen den Geruch ihrer natürlichen Feinde, auch den des Menschen, täglich ertragen, womöglich leben sie direkt nebeneinander, oder sie werden zum Zusammenleben mit anderen Tieren gezwungen ohne Rücksicht auf deren Herkunft. Während Tiere in Freiheit genügend Distanz halten können und die Möglichkeit haben, Lebensgemeinschaften zu bilden, zwingt sie die Zoosituation zum Ertragen für sie unerträglicher Zustände.
Dazu folgendes Beispiel aus einem Zooreservat in Frankreich: Vier Bären aus Tibet wurden mit Eisbären in einem Gehege zusammengesperrt. Nachdem das Territorium der Tibet-Bären immer kleiner wurde, lebten die vier am Schluß in die Ecken gedrückt, mit dem Rücken zur Wand. In Furcht und ständiger Bereitschaft sich zu verteidigen, gaben sie sich auf und starben.
Auch bei Walen, mit anderen Arten gemeinsam in ein Becken gesperrt, gab und gibt es immer wieder große Probleme: In Delphinarien wurde extrem aggressives Verhalten gegenüber ArtgenossInnen, Individuen anderer Arten und Menschen beobachtet
In der Gefangenschaft bleibt den Verlierern einer solchen sozialen Hackordnung kein Ausweg. Permanent unterdrückt haben sie keine Möglichkeit, dem Druck auszuweichen. Sie suchen in der Regel andere Kanäle, mit der inneren Anspannung und den Aggressionen fertig zu werden. Folgen dieser Situation können übertriebene Körperpflege, übermäßige Ernährung oder ein übertriebenes Schlafbedürfnis sein.
Viel schlimmer ist der Ausweg in die Selbstverstümmelung: Vögel reißen sich die Federn aus, Säugetiere verletzen sich durch wiederholtes Beißen und Lecken des eigenen Körpers. Im Frankfurter Zoo hat ein Schakal seinen Schwanz aufgefressen, eine Hyäne ihre Hinterpfoten, ein Makake seinen Penis und seine Hoden. Die Berner Zoodirektorin Holzapfel erzählte von zwei Murmeltieren, die sich die Schwänze verstümmelt haben. Ein Zoodirektor aus Frankreich berichtete: "In den letzten drei Jahren habe ich persönlich drei Fälle erlebt, wo sich Panther die eigene Vordertatze abgefressen haben - wohlbemerkt obwohl sie gut ernährt waren. Das ist eine Form der Selbstzerstörung, die dem Wahnsinn entspringt."

Wahnsinn ist letztendlich auch das einzige Wort, das zutreffend die Situation der Tiere beschreibt. Orang-Utans, die ein Leben in den Baumwipfeln gewohnt sind, sitzen hinter Gittern. Elefanten leben auf Beton- statt auf Steppen- oder Savannenböden, ihre Füße liegen oft in Ketten. Eichhörnchen kratzen am Beton, um eine Nuß zu verstecken. Wildhunde versuchen ein Loch zu graben, um einen Knochen aufzubewahren, und hören nicht auf bis ihre Pfoten blutig gerieben sind.
Die Beraubung ihrer Freiheit bedeutet für jedes einzelne Tier im Zoo, alles das zu entbehren, was ihr Leben ausmacht.
 

Die Auswegslosigkeit führt zu Neurosen und Wahnsinn, die sich auf die eine oder andere Art äußern. So verfallen manche Tiere in einen apathischen Zustand, während andere die tödliche Langeweile, zu der sie verdammt sind, in Bewegungen ausdrücken, die die Fachwelt als Stereotypien bezeichnet.
Ihr Aussehen ist z.B. geradlinig, kreisförmig, elliptisch oder in Form einer Acht.
Es sind vor allem die aktivsten Tiere, bei denen sie auftreten: Bären, Hyänen, Wölfe, Füchse und Großkatzen. Die von Tigern oder Panthern beschriebene Acht wird in einem speziellen Rhythmus wie mechanisch ausgeführt und ist mitunter schrittmäßig zentimetergenau festgelegt.
Die Bewegung der Tiere erfolgt ziellos, ist aber wahrscheinlich der vergebliche Versuch, einen Ausweg zu finden. Bei Eisbären machen diese stereotypen Bewegungen durchschnittlich 70% der Tagesaktivität aus.
Das Kopfschaukeln von Eisbären und angeketteten Elefanten ist die gleiche Erscheinung, auf ein Minimum reduziert. Statt Strecken abzulaufen bleibt das Tier auf einer Stelle stehen und wiegt stundenlang seinen Kopf hin und her - es manifestiert sein Unglück und seine Unangepaßtheit in elementarster Form.
Es ist wohl die tragischste Form des Protests.
Auch die Tiere in Hagenbecks vielgelobten „großzügigen Freianlagen" und nachempfundenen Landschaftskulissen erleiden dieses Schicksal.
Im Mai 1992 starb im Zoo Hagenbeck der junge Delphin Sindbad während einer Vorführung im Beisein seiner Mutter und anderer Delphine. Die Tiere versuchten in großer Aufregung, den bewegungslosen Delphin an der Wasseroberfläche zu halten.
Delphine, deren Becken in sämtlichen Delphinarien besser als Betonsärge zu bezeichnen sind, leiden ganz besonders unter der Gefangenschaft. Dazu Ric O`Barry, ehemaliger Delphintrainer der Fernsehserie „Flipper", über den Tod einer der fünf HauptdarstellerInnen, der Tümmlerkuh Kathy: „Delphine atmen im Gegensatz zum Menschen nicht automatisch, sondern bewußt. Sie war einsam, krank und depressiv und wollte nicht mehr leben. Sie stellte einfach das Atmen ein."
 

Seit dem Tod von Kathy kämpft O`Barry für den Schutz der Delphine und für die Freilassung und Auswilderung von Showtieren.
Für Ric O`Barry, der an einer Protestaktion zur Schließung des Delphinariums bei Hagenbeck teilnahm, war das, was sich am 28.5.1992 im Tiergefängnis Hagenbeck ereignete, eindeutig Selbstmord.
Statistiken über die Lebenserwartung der Delphine zeigen, daß der Tod Sindbads kein Einzelfall ist: bei wildgefangenen Tieren sterben rund 50% in den ersten 5-10 Jahren, aber auch ein Blick auf die Lebenserwartung der in Gefangenschaft geborenen Tiere ergibt eine traurige Bilanz.
Wer sich die Todesumstände dieser hochintelligenten Meeressäuger genauer ansieht wird feststellen, daß Selbstmord oft der einzige Ausweg aus ihrem trostlosen Dasein ist.

 
 

Der Panther
Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe
so müd' geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf. Dann geht ein Bild hinein,
dann geht durch der Glieder angespannte Stille
und hört im Herzen auf zu sein.

(Rainer Maria Rilke, 1903)
 
 

Endstation Schlachthof

Die Zeitungen zeigen sie in buntem Großformat, ZoobetreiberInnen wachsen vor Stolz über ihre eigene Körpergröße hinaus und hoffen auf klingelnde Kassen: es geht um Tierbabies.
Babies sind klein, trollig, possierlich - süß. Deshalb ist das Ziel, möglichst viel Nachwuchs zu züchten, damit viele BesucherInnen angelockt werden.
Nun wird ein Zoo aber nicht jedes Jahr größer. Was mit den alten Tieren geschieht, darüber werden keine buntfarbigen Berichte geschrieben. Alle Zoos verkaufen Tiere. Wohin, darüber wird kaum Auskunft gegeben. Es heißt dann z.B. „Aus Platzgründen müssen wir uns leider von folgenden Tieren trennen". Sommerschlußverkauf, sozusagen. So kursieren ständig Listen zwischen den Zoos und dem Tierhandel - inoffiziell selbstverständlich. „Solche Listen seien vertraulich", läßt der Präsident des deutschen Zoodirektorenverbandes Dr. Dieter Bolai verlauten, ansonsten schweigt er.
 

Zoos schlachten ihre Tiere nicht selbst, sie geben sie ab. Das Schlachten übernehmen Andere.
Unlängst wurde im Fernsehen (ZDF) die grausame Wahrheit über den Verbleib der verkauften Tiere gezeigt. Mit versteckter Kamera wurde der lange letzte Weg der im Fachjargon als „Plunder" bezeichneten ausgedienten Zootiere begleitet: Deutscher „Plunder" wird häufig nach Belgien gekarrt. In eigenen Schlachthöfen werden die Tiere, vor allem Bären, Löwen und Affen, geschlachtet. Alles unter Ausschluß der Öffentlichkeit, versteht sich. Sogar nach der Schlachtung sind die Tiere noch profitabel.
Der Undercover Report zeigte die Innenansicht der abgelegenen Örtlichkeit des Tierhändlers: ausgestopfte Tiere, soweit das Auge reichte! Alles, was das Herz eines betuchten „Tierliebhabers" höher springen oder die Kassen des Kürschners voller weden läßt. Der genannte Bericht schließt mit dem Blick auf die Speisekarte eines Feinschmeckerrestaurants. Es gibt Bärenfleisch. Dort können „TierliebhaberInnen" jenen putzigen oder wilden Tieren, die sie vorher im Zoo gesehen haben, wiederbegegnen.
Der Basler Zoodirektor ließ wissen, daß die Schlachtung überzähliger Tiere nun einmal notwendig, und es doch eine gute Sache sei, diese dann der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen.
Nach einem erfüllten Leben und einem natürlichen Tod haben Basler Zootiere das Glück, in den Laboratorien der Universitäten ein weiteres Mal dem Wohle der Menschheit dienen zu können - so haben am Schluß alle etwas davon.

Die Artenschutz-Lüge oder: Die "Arche Noah" erweist sich als "Titanic"

Das Besuchen der „Irrenhäuser" gehört der Vergangenheit an, und auch die Hagenbeckschen Völkerschauen endeten in den 30er Jahren - das Prinzip jedoch ist früher wie heute dasselbe. Andersartigkeit wird ausgestellt, abweichendes Verhalten oder Aussehen, Wildheit, Exotik, das „Monströse", die „Bestien" - Und alles das aus sicherer Entfernung.
Was lehrt uns der Zoo wirklich? Genau betrachtet lernt man, Tiere nicht als Subjekte wahrzunehmen sondern sie zu Objekten zu machen, zu Anschauungsmaterial, zu Projektionsflächen, zu Feindbildern, zu Gegenständen der Forschung, zu Mitteln, um sich aufzuheitern.
„...Hier lernen sie (die ZoobesucherInnen) die erstaunliche Vielfalt von Tierarten unserer Erde kennen. Tiere im Zoo sind heute Botschafter ihrer in der Natur bedrohten Art und vieler anderer Tier- und Pflanzenarten ihres Lebensraumes. Sie sollen die Menschen aufrütteln und zum Umdenken im Umgang mit der Natur aufrufen". Solch hehre Töne posaunt Kölns Zoodirektor Gunther Nogge.
Die Sensibilisierung der BesucherInnen für die zu schützenden Arten nimmt oft schreckliche Form und Gestalt  an. Die Langeweile der Tiere im Zoo überträgt sich auf das Publikum. Sie haben Geld bezahlt, um unterhalten zu werden; sie fangen daher an, laut zu rufen und zu winken. Es ist offensichtlich völlig egal, was die Tiere tun. Hauptsache sie sind überhaupt irgendwie aktiv. Reagieren die Tiere nicht, wird mit allen Mitteln versucht, sie dazu zu bringen - nicht selten ohne jede Rücksicht auf das jeweilige Tier. Solche Beobachtungen können in jedem Zoo alltäglich gemacht werden.
 

Während die „harmloseren Spiele" noch darin bestehen, das Tier mit Stöcken oder Steinwürfen aufzuschrecken, gibt es da auch die anderen ZoobesucherInnen, die ihre Zigaretten in der ihnen ausgestreckten Affenhand ausdrücken, die den Tieren Rasierklingen, Glasscherben oder verfaulte Speisen ins Gehege werfen. Im Zoo Duisburg verendeten zwei Delphine daran, daß sie Steine, Geldstücke, Blitzlichtbirnen und andere Gegenstände verschluckten, die in das Becken geworfen worden waren. 1990 ging in Stuttgarts Wilhelmina ein Flußpferd nach sechswöchiger Nahrungsverweigerung zugrunde. Es hatte einen Tennisball verschluckt, den ein Besucher in seinen Rachen geworfen hatte. Auf dieselbe Weise starb im Mai 1996 das Flußpferd Schorschi im Opel-Zoo. Auch Schorschis Vater war vor 16 Jahren ähnlich tragisch gestorben. Unbekannte hatten dem Tier einen Regenschirm ins Maul gestopft. Eine Frau aus den USA brachte es auf den Punkt: Nachdem sie mit anderen eine Robbe blendete, in dem sie dem Tier eine Schirmspitze ins Auge stach, antwortete sie auf die Frage, warum sie das getan hätte: „um zu sehen, wie das Biest reagiert".
Wie ist so etwas überhaupt möglich, wo die Zoos eine ihrer Aufgaben doch darin sehen, die Menschen für die Tiere zu sensibilisieren? Auch wenn ZoodirektorInnen von diesem Verhalten nicht erfreut sind, ist es doch die eigene Willkür im Umgang mit den Tieren, die die BesucherInnen lehrt: Tiere sind Objekte! Folgende Gedanken über die Rolle der Zoos in der heutigen Zeit entstammen dem Tierparkführer der Stadt Karlsruhe: „...Aber sie sind doch zusammen mit öffentlichen Parkanlagen die wichtigsten „Notausgänge" aus der technisierten Landschaft der Großstädte und ein Weg, den gefürchteten Aggressionsstau und andere psychische Mangelerscheinungen zu kompensieren."
Während die einen „kompensieren" fühlen sich die anderen dazu angeregt, das im Zoo vorgeführte Prinzip zu Hause fortzuführen. „Zoofachgeschäfte" bieten die Möglichkeit, den eigenen vier Wänden eine exotische Atmosphäre zu verpassen - ohne Rücksicht auf die Tiere. Aquarien und Terrarien statt Lebensraum.
Das ist es, was der Zoo lehrt. Tiere können eingesperrt werden, zum eigenen Gebrauch jederzeit verfügbar!
Im Zoo lernt man nichts über das Leben der Tiere. Man betrachtet krankgemachte Abbilder. Wer/welche sich die vielen Dokumentationen über das Leben der verschiedensten Tiere in Freiheit ansieht oder Tiere in Freiheit beobachtet hat, müßte eigentlich von allein darauf stoßen, welch ein Verbrechen es ist, sie lebenslang hinter Gitter zu sperren!

Aber statt Einfühlung und Achtung herrscht „Tierliebe", die sich immer wieder vor allem dadurch beweist, daß das, was angeblich geliebt wird, kontrolliert, eingesperrt und zum Besitz erklärt wird.
So sagt es eben einiges über die Moral einer Gesellschaft aus, in der der Anblick von gequälten Kreaturen Freude auslöst und zum besonderen Wert erklärt wird.
Das herrschende Tierbild, das fast vollständig ihre Bedürfnisse, ihre Verletzlichkeit und die individuellen Gefühlswelten, in denen sie leben, verleugnet, ist Teil des Fundamentes, auf dem der selbstverständliche Ge- und Verbrauch von Tieren aufbaut.
Immer wieder kommt im Zusammenhang mit Zoos das Märchen vom Artenschutz zur Sprache. Duisburgs ehemaliger Zoodirektor Wolfgang Gewalt dazu: "Wale und Delphine sind - über Jahrhunderte hinweg - exakt so lange lediglich Tranlieferanten von allenfalls kommerziellem Interesse geblieben, bis sie durch Ozeanarien und Delphinarien...ungezählten Menschenmillionen nahegebracht und als schutzwürdige Mitgeschöpfe bewußtgemacht wurden". Nichts ist von der Wahrheit weiter entfernt! Hagenbecks "Arche Noah" und die anderen Tiergefängnisse haben das Aussterben vieler Tierarten vorangetrieben. So haben die skrupellosen Tierfänger, die im Auftrag der Hagenbecks u.a. die entlegendsten Stellen dieser Erde aufsuchten und dort unzählige Wildtiere töteten, einfingen und verschleppten, wie die Walfänger und andere Tiermörder zur Ausrottung vieler Tiere beigetragen. Es ist wohl eher den filmischen Dokumentationen über den grausamen Umgang mit Tieren zu verdanken, daß sich Proteste und daraus folgend Schutzmaßnahmen entwickelten. Wie sehr sich "Tierpark"chef Joachim Weinlig-Hagenbeck um das Wohlergehen der noch in Freiheit lebenden Tiere sorgt, wird einmal mehr durch sein Engagement als Hobbyjäger deutlich. Als langjähriger Vorsitzender des Landesjagdverbandes Hamburg hat er dafür Rechnung getragen, daß die Wildtiere hier und anderswo in ständiger Angst vor dem Terror bewaffneter Männerbünde leben müssen.
Die Hagenbecks und andere Zoo- und ZirkusbetreiberInnen gehören mit in die Reihe der HERRenmenschen, die verantwortlich dafür sind, daß dieser Planet im Namen von Macht und Profit seit Jahrhunderten geplündert, die Natur zerstört und Tiere wie Menschen verschleppt, versklavt und ausgebeutet werden.
Beispiele für einen Ausweg wären unter anderem Auswilderungsprojekte, in denen Tiere schrittweise in die Freiheit zurückgeführt werden. In Großbritannien z.B., wo es schon seit vielen Jahren aufgrund von Protesten keine Delphinarien mehr gibt, ist den gefangenen Tieren auf diesem Weg die Freiheit ermöglicht worden. Denn welchen Nutzen, außer den für die ZoobetreiberInnen, sollte es für die Tiere haben als letze Exemplare ihrer Art hinter Gittern zu überleben, nachdem ihre Lebensräume zerstört und die darin lebende Tierwelt ausgerottet wurde?

Für die Abschaffung aller Zoos, Zirkusse und des Tierhandels!
Nur Freiheit ist „artgerecht"!

 
 

Kontaktadresse:

Tierrechts Aktion Nord
c/o Schwarzmarkt
Kl. Schäferkamp 46
20357 Hamburg
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