Tierrechts-Aktion-Nord (TAN) präsentiert:

...dass der Mensch das steinerne Herz der Unendlichkeit erweicht
Tagung für eine kritische Theorie zur Befreiung der Tiere

17. bis 19. Februar 2006
Universität Hamburg
Institut für Politische Wissenschaft


 


Franz Marc, Tierschicksale

Der Wolkenkratzer
„...unterhalb der Räume, in denen millionenweise die Kulis der Erde krepieren, wäre dann das unbeschreibliche, unausdenkliche Leiden der Tiere, die Tierhölle in der menschlichen Gesellschaft darzustellen, der Schweiß, das Blut, die Verzweiflung der Tiere.“
(aus Max Horkheimer)


Die Vernunft des Menschen, mit der er Tag für Tag unsagbares Leiden über die Tiere bringt, ist nicht nur ein Herrschaftsorgan – sie birgt auch die Möglichkeit der Versöhnung mit der Natur und der Befreiung derer, mit denen der Mensch durch Vergangenes eins ist. Der Ausstieg aus dem Zwang blinder Naturbeherrschung bedarf der „Selbsterkenntnis des Geistes als mit sich entzweiter Natur“, schrieben Theodor W. Adorno und Max Horkheimer in ihrer „Dialektik der Aufklärung“. Der Mensch muss so vernünftig werden, dass er „aus der Befangenheit der Natur erwacht“, so Horkheimer, nicht freilich, „um diese zu beherrschen, sondern um sie zu begreifen.“ Er muss seine Verhärtung gegen die Natur und die Tiere aufgeben und schließlich das „steinerne Herz der Unendlichkeit“ erweichen.
Der Mitbegründer der Kritischen Theorie Max Horkheimer hatte mit seinem „Wolkenkratzer“, den er 1934 in seiner Aphorismen-Sammlung „Dämmerung. Notizen in Deutschland“ veröffentlichte, einen guten Anfang gemacht. Er hatte die Tiere in den kapitalistischen Gesellschaftsbau aufgenommen und als die unterdrückteste aller Klassen anerkannt. Rund zehn Jahre später kritisierte Theodor W. Adorno in „Minima Moralia“, dass Karl Marx es den Tieren „nicht einmal gönnt, dass sie als Arbeitende Mehrwert liefern“.
Mit der Anerkennung der Tiere als Erniedrigte und Geknechtete haben die beiden bedeutendsten Vertreter der Frankfurter Schule eine kopernikanische Wende des tradierten (marxistisch-leninistischen) Naturverständnisses, Vernunft- und Herrschaftsbegriffs vorgezeichnet, die freilich nie vollzogen wurde: Die Herrschaft des Menschen über die Tiere wurde nun nicht mehr als ewig gültiges „Naturgesetz“ hingenommen. Die Frankfurter haben sie als etwas gesellschaftlich, geschichtlich Gewordenes erkannt, das gesellschaftlich, geschichtlich überwunden werden kann. Ende der sechziger Jahre räumte ein weiterer Protagonist der Kritischen Theorie den Tieren einen Platz an der Seite der Menschen im Reich der Freiheit ein. Gefragt in einem Interview, welches Projekt er angehen werde, nachdem die befreite Gesellschaft Wirklichkeit geworden sei, antwortete Herbert Marcuse: „Die Tiere befreien natürlich.“
In dem Wissen, dass die Mauern des „Wolkenkratzers“, in dem Tiere und Menschen eingekerkert sind, im Spätkapitalismus so schwer durchdringbar sind wie nie zuvor, wollen wir aber (noch) nicht vom Reich der Freiheit reden, sondern an dem kopernikanischen Wendepunkt ansetzen, den die Frankfurter mit ihrer Kritischen Theorie markiert haben.

 

Programm

Freitag, 17. Februar
12:30 – 13:00 Uhr Tierrechts-Aktion-Nord (TAN): Begrüßung + Einführung
13:00 – 14:00 Uhr Michael Fischer: Tiere als Rechtssubjekte: Vom Tierprozess zum Tierschutzgesetz
14:00 – 14:15 Uhr Pause
14:15 – 15:45 Uhr Agnese Pignataro: Für eine Wissenschaft ohne Opfer (in Englisch)
15:45 – 16:15 Uhr Pause
16:15 – 17:45 Uhr Christoph Türcke: Mensch und Tier. Grenzen der Gleichstellung
17:45 – 18:00 Uhr Pause
18:00 – 19:30 Uhr Marcus Hawel: Emanzipative Praxis und Kritische Theorie. Zur Dialektik von integrativer Anerkennung und aufhebender Negation
19:30 – 19:45 Uhr Pause
19:45 – 21:00 Ben Watson & Esther Leslie: Animals, History and Art Instincts (in Englisch)
  Abendessen

Samstag, 18. Februar
11:30 – 13:00 Uhr Marco Maurizi: Die Zähmung des Menschen als introjizierter Speziesismus (in Englisch)
13:00 – 13:15 Uhr Pause
13:15 – 14:45 Uhr Gunzelin Schmid Noerr: Mitleid mit der gequälten Kreatur. Zur Anwesenheit Schopenhauers in der Kritischen Theorie
14:45 – 15:00 Uhr Pause
15:00 – 16:45 Uhr Colin Goldner: Tierrechte und Esoterik – eine Kritik. Zur esoterischen Inversion des Speziesismus, zur Unterwanderung der Tierrechtsbewegung durch Kirchen und rechte Kultgemeinschaften und zum Alltagsaberwitz der Esoterikszene
16:45 – 17:15 Uhr Pause
17:15 – 18:45 Uhr Marco Maurizi: Marxismus und Tierbefreiung
18:45– 19:00 Uhr Pause
19:00– 20:30 Uhr Arnd Hoffmann (angefragt): „Meat is murder“. Zur Kritik am utopischen Gehalt des Antispeziesismus und Veganismus
  Abendessen

Sonntag, 19. Februar
11:30 – 13:00 Uhr Günther Rogausch: Tierliebe, Tierschutz und Noblesse Oblige als Manifestationen des Speziesismus – ein Plädoyer für Ideologiekritik statt „Tierethik“
13:00 – 13:15 Uhr Pause
13:15 – 14:45 Uhr Melanie Bujok: Zur Verteidigung des Individuums: Das Widerstandsrecht als legitimer und vernünftiger Vorbehalt des menschlichen wie tierlichen Individuums gegenüber dem Sozialen
14:45 – 15:00 Uhr Pause
15:00 – 16:00 Uhr Susann Witt-Stahl: Das Tier als „der ewige Jude“? Ein Vergleich und seine Kritik als Ideologie
16:00 – 16:30 Uhr Resümee der Tagung

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos und ohne vorherige Anmeldung möglich.

Veganes Abendessen, Snacks und Getränke gibt es in der T-Stube des Instituts für Politikwissenschaften (I. Stock).

Die T-Stube ist während der Tagung vom 17. bis 19. Februar zu folgenden Zeiten geöffnet:

Freitag 11:00 Uhr – open End
Samstag 11:00 Uhr – open End
Sonntag 11:00 Uhr – 15:00 Uhr

Tagungsort:
Institut für Politische Wissenschaft
„Pferdestall“
Allendeplatz 1
20146 Hamburg
Freitag: R. 245 (II. Stock)
Samstag, Sonntag: R. 250 (II. Stock)

Anfahrt:
Der Tagungsort ist vom Hauptbahnhof mit der S-Bahn in Richtung Elbgaustraße (S 21) oder Richtung Altona (S 31) bis Station Bahnhof Dammtor (dann etwa 10 Minuten Fußweg); oder mit dem Bus (Linie 5) von Hauptbahnhof/Mönckebergstraße in Richtung Nedderfeld oder Burgwedel bis Station Grindelhof zu erreichen. Der Bus fährt auch am Bahnhof Dammtor vorbei.

Fahrpläne:
www.hvv.de

Routenplaner + Online-Stadtplan Hamburg:
www.de.map24.com

Unterkünfte:
www.hotels.com
www.lastminute.com
mitfahren.tierrechtstermine.de

Kontakt:
Tierrechts-Aktion-Nord (TAN)
c/o Schwarzmarkt
Kleiner Schäferkamp 46
20357 Hamburg
tan@tierrechts-aktion-nord.de

Werbung:

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